Wie wird die Figur des Bloomfield als Personifizierung des (amerikanischen) Kapitalismus und seiner Auswirkungen auf die Gesellschaft in Joseph Roths "Hotel Savoy" dargestellt?
Viele Bewohner der europäischen Nachkriegsstaaten sehnten sich nach Veränderung und blickten auf das amerikanische Erfolgsmodell des Freihandels, so wie die Bewohner der Stadt des Hotel Savoy auf Bloomfield blickten.
“Auch in der Armenküche sprach die Welt von Bloomfield. Wenn er kam, bewilligte er alle Forderungen, die Erde bekam ein neues Gesicht.
Was machte bei Bloomfield so eine Forderung? Soviel gab er im Tag für Zigarren aus.
Man erwartet Bloomfield überall: Im Waisenhaus ist ein Schornstein eingestürzt, man richtet ihn nicht, weil Bloomfield jedes Jahr etwas für das Waisenhaus gibt. Kranke Juden gehn nicht zum Arzt, weil Bloomfield die Rechnung bezahlen soll. Am Friedhof hat man eine Erdsenkung bemerkt, zwei Kaufleute sind abgebrannt, die Kaufleute stehen in der Gasse mit ihren Warenballen, es fällt ihnen nicht ein, die Läden zu reparieren – womit sollten sie zu Bloomfield gehen? Die ganze Welt wartet auf Bloomfield” (Hotel Savoy, S.81)
Bloomfield ist sehr reich, ähnlich wie die USA zu Beginn der 1920er Jahre. Die Wirtschaft der europäischen Staaten nach dem Ersten Weltkrieg war stark von amerikanischen Investitionen abhängig. Viele amerikanische Banken verliehen Geld an deutsche Unternehmen, so auch Bloomfield. Fast die ganze Stadt konzentriert sich deshalb auf Bloomfield, wenn er zu Besuch ist. Denn man weiss, wenn etwas passiert, kann man einfach bei Bloomfield um Kapital bitten. Die Welt im und um das Hotel Savoy ist also auf Bloomfields gelegentliche Besuche angewiesen. Fällt diese «verlässliche» oder eher unzuverlässige Geldquelle weg, gibt es Probleme.
Welche Rolle spielt die Entfremdung im Hotel Savoy und was sind die Folgen auf die Hotelgäste?
Das Hotel ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem die oberen Stockwerke die Unterschicht und die unteren Stockwerke die Oberschicht beherbergen. Die räumliche Trennung der Etagenböden spiegelt die sozialen Klassenunterschiede und die Entfremdung zwischen ihnen wider. Einige Böden sind etwas dicker, was eine weitere Trennung der Klassen darstellen könnte. Diejenigen, die die Schallwellen der Schritte gut durchlassen, wie z.B. die über Gabriel Dans Zimmer zu Stasia, deuten darauf hin, dass die Klassenunterschiede geringer sind. Die oberen Stockwerke, die Armen, fühlen sich den unteren Stockwerken, den Wohlhabenden, entfremdet und umgekehrt.
Trotz der Nähe zu den anderen Gästen fühlen sich viele Charaktere einsam oder entfremdet. Das Hotel, wie auch die Gesellschaft, ist ein möglicher Ort der Begegnung, aber echte, tiefe Bindungen sind selten. So auch zwischen Gabriel und Stasia. Beide haben Gefühle einer möglichen Verliebtheit zueinander, aber eine grosse emotionale Tiefe oder Verbundenheit ist nie zu sehen. Auch der Abschied zwischen den beiden verläuft kühl, obwohl man ihn als «Trennung» empfindet.
Das Hotel stellt eine Hierarchie dar, in der die Machtstrukturen klar definiert sind. Die Gäste der oberen Etagen leiden unter der Willkür und Macht des Liftboys Ignatz, der symbolisch für die ungleiche Machtverteilung in der Gesellschaft steht. Diese Machtstruktur fördert das Gefühl der Ohnmacht und der Unterwerfung unter das System.
Die Folgen dieser Entfremdung sind vielfältig: Gefühle von Verlust, Resignation, Hoffnungslosigkeit und eine tiefe Verunsicherung prägen das Leben der Figuren im Hotel Savoy. Die Entfremdungserfahrungen der Gäste spiegeln die gesellschaftlichen und sozialen Zustände der Zeit wider, in der der Roman spielt, und reflektieren die universellen Themen der Suche nach Identität, Zugehörigkeit und menschlicher Verbundenheit.
(Raummomente, 2009)
Wie lässt sich eine mögliche Kritik an der gesellschaftlichen Struktur angesichts des historischen Kontexts und den Hintergründen des Autors interpretieren?
Joseph Roth, geboren 1894 im ostgalizischen Brody, war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist jüdischer Herkunft. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und des anschliessenden Zusammenbruchs der österreichisch-ungarischen Monarchie prägten sein literarisches Schaffen. Oft kritisiert oder reflektiert Roth die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen seiner Zeit. Das Hotel wird als Mikrokosmos dargestellt, in dem die Klassen- und Vermögenszugehörigkeit der Gäste durch ihren Aufenthaltsort im Gebäude symbolisiert wird. Je höher man sich im Hotel Savoy aufhält, desto niedriger ist die soziale Schicht und desto geringer ist das Vermögen. In den oberen Etagen wird weniger Wert auf Sauberkeit gelegt, in den unteren Etagen spielt Sauberkeit eine grössere Rolle: „Zimmermädchen gab es offenbar nur in den drei ersten Stockwerken. Der Kaffee war besser, als man erwartet hätte, aber was nutzte das, wenn keine Mädchen da waren in weissen Hauben?“ (Hotel Savoy, S.16)
Die Ungleichheit zwischen den ärmeren Gästen in den oberen Stockwerken und den reicheren Bewohnern in den unteren Stockwerken kann als Kritik an der damaligen Gesellschaftsform im Nachkriegseuropa gesehen werden. Roth kritisiert in seinem Werk die soziale Ungerechtigkeit und die Unmöglichkeit, der Armut zu entkommen, indem er beispielsweise aufzeigt, wie hart arbeitende Menschen wie die Arbeiter im Roman weniger verdienen als die reichen Unternehmer, die von ihrer Arbeit profitieren: „Vierzehn Männer sind wir, kämpfen gegen Schwere Hofpenballen, die nach Deutschland gehen sollen, Absender und Empfänger verdienen an diesen Hofpenballen mehr als wir vierzehn zusammen“ (Hotel Savoy, S.72) Möglicherweise spiegelt sich darin Roths sozialkritische Haltung und seine Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit wider.
„Santschin wurde um drei Uhr nachmittags begraben, auf einem entlegenen Teil des orientalischen Friedhofs. (…) Alle Armen, die auf Gemeindekosten sterben, werden so weit draussen bestattet, und erst, wenn drei Generationen gestorben sind, zeigt jener entlegene Teil des Gottesackers menschliche Wege. (…) Das Grab Santschins ist kalt und lehmig – ich sah hinein, als er begraben wurde-, und sein Gebein ist schutzlos dem Getier der Erde preisgegeben. (Hotel Savoy, S.45) Selbst den Toten der unteren Schichten, wie Santschin, wurde nicht einmal der Tod und das Begräbnis in Würde zuteil. Weit draussen begraben, fast unerreichbar, von Würmern zerfressen.
„Ich erinnere mich an ein Wort des toten Santschin. Der hatte mir gesagt – es war ein Tag vor seinem Tode -, dass alle die hier wohnten, dem Hotel Savoy verfallen waren. Niemand entging dem Hotel Savoy.“ (Hotel Savoy, S.70) Wenn das Hotel Savoy als Mikrokosmos der Gesellschaft betrachtet wird, kann dies als Kritik an dieser Ordnung verstanden werden. Niemand entkommt der sozialen Ordnung, und wer einmal in Armut geraten ist, wird ihr kaum wieder entkommen.
Welche Vorteile bringt es Kaleguropulos, seine Identität als Hotelbesitzer im Roman 'Hotel Savoy' als Ignatz, dem „Liftboy“, zu verstecken?
Ignatz, ein „Liftboy“, hat durch sein ständiges Auf- und Absteigen zwischen den Etagen des Hotels, den sozialen Klassen, einen guten Überblick über das Angebot des Hotels Savoy. So kann er in seiner Identität als Ignatz alle Geschehnisse überblicken, ohne als Hotelbesitzer aufzufallen, und wird so als Mysterium zum Symbol der Macht des Hotels, denn niemand weiss wirklich, wer er ist, ausser dass er über allem steht. Als Liftboy erscheint Ignatz zugänglicher und weniger einschüchternd als ein Hotelbesitzer. Gäste und Personal könnten eher geneigt sein, ihm zu vertrauen und ihm Informationen oder Geheimnisse anzuvertrauen, die sie einem mächtigen Hotelbesitzer nicht anvertrauen würden. Ein weiterer Vorteil für Ignatz ist, dass er die wahren Meinungen und Hintergründe der Hotelbewohner erfährt und nicht nur die beschönigten schlechten Dinge.
Welche seelischen Narben hinterliess der Erste Weltkrieg beim Protagonisten Gabriel Dan?
Der Krieg hat Gabriel Dan entwurzelt und heimatlos gemacht. Seine Unfähigkeit, tiefere Bindungen einzugehen, wie etwa zu Stasia, und sein ständiges Streben nach endloser Flucht verdeutlichen seine Orientierungslosigkeit und Zerrissenheit. Das Hotel Savoy als Refugium des Zeitgeistes symbolisiert einen Transitraum, der den Zustand Europas nach der Urkatastrophe des 20. Und in dieser Welt befindet sich Gabriel Dan. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Die Unfähigkeit der Figuren, insbesondere Gabriel Dans, sich aus ihrer Situation zu befreien und weiterzureisen, spiegelt die allgemeine Verlorenheit und das Trauma der Kriegsheimkehrer wider. Der Roman endet mit einem neuen Zyklus im Leben Dans, der versucht, sein altes Leben abzustreifen und weiterzureisen, aber in einem Zustand der Heimatlosigkeit und des ewigen Transits gefangen bleibt.
Viele Bewohner der europäischen Nachkriegsstaaten sehnten sich nach Veränderung und blickten auf das amerikanische Erfolgsmodell des Freihandels, so wie die Bewohner der Stadt des Hotel Savoy auf Bloomfield blickten.
“Auch in der Armenküche sprach die Welt von Bloomfield. Wenn er kam, bewilligte er alle Forderungen, die Erde bekam ein neues Gesicht.
Was machte bei Bloomfield so eine Forderung? Soviel gab er im Tag für Zigarren aus.
Man erwartet Bloomfield überall: Im Waisenhaus ist ein Schornstein eingestürzt, man richtet ihn nicht, weil Bloomfield jedes Jahr etwas für das Waisenhaus gibt. Kranke Juden gehn nicht zum Arzt, weil Bloomfield die Rechnung bezahlen soll. Am Friedhof hat man eine Erdsenkung bemerkt, zwei Kaufleute sind abgebrannt, die Kaufleute stehen in der Gasse mit ihren Warenballen, es fällt ihnen nicht ein, die Läden zu reparieren – womit sollten sie zu Bloomfield gehen? Die ganze Welt wartet auf Bloomfield” (Hotel Savoy, S.81)
Bloomfield ist sehr reich, ähnlich wie die USA zu Beginn der 1920er Jahre. Die Wirtschaft der europäischen Staaten nach dem Ersten Weltkrieg war stark von amerikanischen Investitionen abhängig. Viele amerikanische Banken verliehen Geld an deutsche Unternehmen, so auch Bloomfield. Fast die ganze Stadt konzentriert sich deshalb auf Bloomfield, wenn er zu Besuch ist. Denn man weiss, wenn etwas passiert, kann man einfach bei Bloomfield um Kapital bitten. Die Welt im und um das Hotel Savoy ist also auf Bloomfields gelegentliche Besuche angewiesen. Fällt diese «verlässliche» oder eher unzuverlässige Geldquelle weg, gibt es Probleme.
Welche Rolle spielt die Entfremdung im Hotel Savoy und was sind die Folgen auf die Hotelgäste?
Das Hotel ist ein Mikrokosmos der Gesellschaft, in dem die oberen Stockwerke die Unterschicht und die unteren Stockwerke die Oberschicht beherbergen. Die räumliche Trennung der Etagenböden spiegelt die sozialen Klassenunterschiede und die Entfremdung zwischen ihnen wider. Einige Böden sind etwas dicker, was eine weitere Trennung der Klassen darstellen könnte. Diejenigen, die die Schallwellen der Schritte gut durchlassen, wie z.B. die über Gabriel Dans Zimmer zu Stasia, deuten darauf hin, dass die Klassenunterschiede geringer sind. Die oberen Stockwerke, die Armen, fühlen sich den unteren Stockwerken, den Wohlhabenden, entfremdet und umgekehrt.
Trotz der Nähe zu den anderen Gästen fühlen sich viele Charaktere einsam oder entfremdet. Das Hotel, wie auch die Gesellschaft, ist ein möglicher Ort der Begegnung, aber echte, tiefe Bindungen sind selten. So auch zwischen Gabriel und Stasia. Beide haben Gefühle einer möglichen Verliebtheit zueinander, aber eine grosse emotionale Tiefe oder Verbundenheit ist nie zu sehen. Auch der Abschied zwischen den beiden verläuft kühl, obwohl man ihn als «Trennung» empfindet.
Das Hotel stellt eine Hierarchie dar, in der die Machtstrukturen klar definiert sind. Die Gäste der oberen Etagen leiden unter der Willkür und Macht des Liftboys Ignatz, der symbolisch für die ungleiche Machtverteilung in der Gesellschaft steht. Diese Machtstruktur fördert das Gefühl der Ohnmacht und der Unterwerfung unter das System.
Die Folgen dieser Entfremdung sind vielfältig: Gefühle von Verlust, Resignation, Hoffnungslosigkeit und eine tiefe Verunsicherung prägen das Leben der Figuren im Hotel Savoy. Die Entfremdungserfahrungen der Gäste spiegeln die gesellschaftlichen und sozialen Zustände der Zeit wider, in der der Roman spielt, und reflektieren die universellen Themen der Suche nach Identität, Zugehörigkeit und menschlicher Verbundenheit.
(Raummomente, 2009)
Wie lässt sich eine mögliche Kritik an der gesellschaftlichen Struktur angesichts des historischen Kontexts und den Hintergründen des Autors interpretieren?
Joseph Roth, geboren 1894 im ostgalizischen Brody, war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist jüdischer Herkunft. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und des anschliessenden Zusammenbruchs der österreichisch-ungarischen Monarchie prägten sein literarisches Schaffen. Oft kritisiert oder reflektiert Roth die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen seiner Zeit. Das Hotel wird als Mikrokosmos dargestellt, in dem die Klassen- und Vermögenszugehörigkeit der Gäste durch ihren Aufenthaltsort im Gebäude symbolisiert wird. Je höher man sich im Hotel Savoy aufhält, desto niedriger ist die soziale Schicht und desto geringer ist das Vermögen. In den oberen Etagen wird weniger Wert auf Sauberkeit gelegt, in den unteren Etagen spielt Sauberkeit eine grössere Rolle: „Zimmermädchen gab es offenbar nur in den drei ersten Stockwerken. Der Kaffee war besser, als man erwartet hätte, aber was nutzte das, wenn keine Mädchen da waren in weissen Hauben?“ (Hotel Savoy, S.16)
Die Ungleichheit zwischen den ärmeren Gästen in den oberen Stockwerken und den reicheren Bewohnern in den unteren Stockwerken kann als Kritik an der damaligen Gesellschaftsform im Nachkriegseuropa gesehen werden. Roth kritisiert in seinem Werk die soziale Ungerechtigkeit und die Unmöglichkeit, der Armut zu entkommen, indem er beispielsweise aufzeigt, wie hart arbeitende Menschen wie die Arbeiter im Roman weniger verdienen als die reichen Unternehmer, die von ihrer Arbeit profitieren: „Vierzehn Männer sind wir, kämpfen gegen Schwere Hofpenballen, die nach Deutschland gehen sollen, Absender und Empfänger verdienen an diesen Hofpenballen mehr als wir vierzehn zusammen“ (Hotel Savoy, S.72) Möglicherweise spiegelt sich darin Roths sozialkritische Haltung und seine Enttäuschung über die gesellschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit wider.
„Santschin wurde um drei Uhr nachmittags begraben, auf einem entlegenen Teil des orientalischen Friedhofs. (…) Alle Armen, die auf Gemeindekosten sterben, werden so weit draussen bestattet, und erst, wenn drei Generationen gestorben sind, zeigt jener entlegene Teil des Gottesackers menschliche Wege. (…) Das Grab Santschins ist kalt und lehmig – ich sah hinein, als er begraben wurde-, und sein Gebein ist schutzlos dem Getier der Erde preisgegeben. (Hotel Savoy, S.45) Selbst den Toten der unteren Schichten, wie Santschin, wurde nicht einmal der Tod und das Begräbnis in Würde zuteil. Weit draussen begraben, fast unerreichbar, von Würmern zerfressen.
„Ich erinnere mich an ein Wort des toten Santschin. Der hatte mir gesagt – es war ein Tag vor seinem Tode -, dass alle die hier wohnten, dem Hotel Savoy verfallen waren. Niemand entging dem Hotel Savoy.“ (Hotel Savoy, S.70) Wenn das Hotel Savoy als Mikrokosmos der Gesellschaft betrachtet wird, kann dies als Kritik an dieser Ordnung verstanden werden. Niemand entkommt der sozialen Ordnung, und wer einmal in Armut geraten ist, wird ihr kaum wieder entkommen.
Welche Vorteile bringt es Kaleguropulos, seine Identität als Hotelbesitzer im Roman 'Hotel Savoy' als Ignatz, dem „Liftboy“, zu verstecken?
Ignatz, ein „Liftboy“, hat durch sein ständiges Auf- und Absteigen zwischen den Etagen des Hotels, den sozialen Klassen, einen guten Überblick über das Angebot des Hotels Savoy. So kann er in seiner Identität als Ignatz alle Geschehnisse überblicken, ohne als Hotelbesitzer aufzufallen, und wird so als Mysterium zum Symbol der Macht des Hotels, denn niemand weiss wirklich, wer er ist, ausser dass er über allem steht. Als Liftboy erscheint Ignatz zugänglicher und weniger einschüchternd als ein Hotelbesitzer. Gäste und Personal könnten eher geneigt sein, ihm zu vertrauen und ihm Informationen oder Geheimnisse anzuvertrauen, die sie einem mächtigen Hotelbesitzer nicht anvertrauen würden. Ein weiterer Vorteil für Ignatz ist, dass er die wahren Meinungen und Hintergründe der Hotelbewohner erfährt und nicht nur die beschönigten schlechten Dinge.
Welche seelischen Narben hinterliess der Erste Weltkrieg beim Protagonisten Gabriel Dan?
Der Krieg hat Gabriel Dan entwurzelt und heimatlos gemacht. Seine Unfähigkeit, tiefere Bindungen einzugehen, wie etwa zu Stasia, und sein ständiges Streben nach endloser Flucht verdeutlichen seine Orientierungslosigkeit und Zerrissenheit. Das Hotel Savoy als Refugium des Zeitgeistes symbolisiert einen Transitraum, der den Zustand Europas nach der Urkatastrophe des 20. Und in dieser Welt befindet sich Gabriel Dan. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Die Unfähigkeit der Figuren, insbesondere Gabriel Dans, sich aus ihrer Situation zu befreien und weiterzureisen, spiegelt die allgemeine Verlorenheit und das Trauma der Kriegsheimkehrer wider. Der Roman endet mit einem neuen Zyklus im Leben Dans, der versucht, sein altes Leben abzustreifen und weiterzureisen, aber in einem Zustand der Heimatlosigkeit und des ewigen Transits gefangen bleibt.